Seit Dienstagnachmittag sind wir nun wieder zurück in Deutschland – am Ende ging alles sehr schnell – leider.
So sitze ich nun hier zu hause am PC und schreibe diese Zeilen just zu dem Zeitpunkt, an dem wir eigentlich unseren Führer an der chinesischen Grenze treffen sollten. Dies war von Beginn an ein Fixdatum und wir hatten es mit dem Erreichen von Osh und Kirgistan schon so gut wie in der Tasche.
Dass es nun doch ganz anders gekommen ist, muss man einfach als Schicksal hinnehmen. Wer weiß, für was es gut ist.
Peppi hat auf die Zähne gebissen und alles versucht, aber wenns nicht mehr geht, gehts halt nicht mehr.
Die Reise würde kein Zuckerschlecken werden, das war uns von Beginn an klar. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass es so hart werden würde. Jeder Tag im Sattel war praktisch ein Kampf. Wir bekamen es mit Hitze bis an die 40° zu tun, mit Straßenverhältnissen, die sich hier in Europa wirklich kein Mensch vorstellen kann, mit Kälte, mit der Atemknappheit in der Höhe über 4000 m, mit heftigem Schneefall im Pamir und nicht zuletzt mit den ganzen Batterieproblemen der BMW zu tun. Jeder von uns hatte noch dazu eine knappe Woche mit mehr oder weniger schwerem Durchfall zu kämpfen und so sitze ich nun hier, über 5 kg leichter als bei der Abreise, mit meinem besten Judo-Kampfgewicht, das ich auch mit 18 Jahren schon hatte und ich mir nie im Leben vorstellen konnte, es noch einmal zu erreichen.
Wie kommt man bei all diesen Widrigkeiten dann aber dazu, in seinem Resümee festzuhalten, die Reise war der Hammer und hat alle Erwartungen übertroffen. Vor der Fahrt hat mir Erik, ein Freund aus Köln (www.motorradreisender.de) noch eine Email geschrieben: „Haut rein Jungs! Ich wünsche euch eine gute Reise und viele unerwartete Ereignisse.“ Wenn dir das Motorrad auf freier Strecke ins Usbekistan bei 35° plötzlich stehen bleibt oder du dann in Osh sitzt, nur noch 6 Tage Visum hast und hinten und vorne nicht weist, wie es weiter gehen soll, dann sind dies solche Ereignisse. Sie sind das Salz in der Suppe, das vergisst man sein Leben lang nicht mehr. Im Vorfeld bin ich immer wieder gefragt worden, was macht ihr, wenn das oder das passiert? Meine Antwort war immer die gleiche – das weiß ich nicht, da müssen wir dann schauen und eben improvisieren, irgendwie geht es immer weiter!
Obwohl wir die meiste Zeit im Zelt übernachtet haben, gab es nie Probleme mit der Sicherheit. Wir waren zu keinem Zeitpunkt irgendwie in Gefahr. Ich gebe zu, dass uns bei der einen oder anderen Polizeikontrolle, bei der offensichtlich war, da will jemand ein kleines Beibrot verdienen, oder bei den Grenzübergängen, mein Dienstausweis ein wenig hilfreich war. So blieben wir auch vor diesen Unkosten verschont, denn ein Kollega ist halt ein Kollega. Peppi hat ja als Schlusssatz in unserem Islandvortrag stehen. “ Reisen ist Gift für Vorurteile.“ Ich habe mein Meinung, vor allem über die Russen, total revidieren müssen. Fast nirgends fanden wir derart hilfsbereite Menschen. Wenn wir irgendwo nach dem Weg gefragt haben, dann wurde der uns nicht nur erklärt, fast immer ist man mit dem eigenen Wagen voraus gefahren und hat es uns an Ort und Stelle gezeigt. In Stalingrad haben 4 Studenten einen halben Tag geopfert, um mir bei der Reparatur meiner Brille zu helfen – natürlich umsonst, sie wollten nur so viel Info über Deutschland wie möglich.
Wir hatten in allen Ländern unzählige Kontakte mit freundlichen, netten und vor allem wissbegierigen Menschen. Wir bekamen tausende Daumen zu sehen, die nach oben zeigten und uns immer wieder klar machten, ihr seid hier willkommen, Respekt, dass ihr uns mit den Motorrädern hier besucht. In allen Ländern, die wir besuchten, genießt Deutschland ein sehr hohes Ansehen. Wenn ich nach den Unterschieden zu ihrem Land gefragt wurde, war meine Antwort fast immer gleich: “ Ihr habt die Ruhe weg, bei uns werden die Menschen krank vor Stress und weil sie nicht genug bekommen können.“
Doch wie geht es nun weiter? Wie bekannt konnten wir die Mopeds in Kirgistan zurück lassen und wir haben uns für 2013 drei möglich Alternativen überlegt:
1.) Wir beenden die Reise wie vorgesehen durch China und Tibet nach Kathmandu
2.) Sollte dies aus irgendwelchen Gründen nicht klappen, werden wir versuchen, diesmal Visums für den Iran zu bekommen und durch den Iran und die Türkei heim reisen.
3.) Sollten die Visa auch im nächsten Jahr, wie schon heuer, verweigert werden, werden wir auf dem kürzesten Weg über Kasachstan und Russland, dies ist in knapp drei Wochen zu schaffen, zurück reisen.
Wir können zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht sagen, ob und in welcher Form wir über die Reise berichten werden oder ob wir den Abschluss 2013 abwarten werden.
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