Bericht im EK vom 28.09.2013

Der zweite Versuch

Eichstätt (EK) Es war ein wilder Ritt quer durch den eurasischen Kontinent, den Josef Adametz und Peter Schuster da im Sattel ihrer Motorräder im vergangenen Jahr zurückgelegt haben. Das Ziel aber blieb ihnen verwehrt. Jetzt unternimmt Peter Schuster einen neuen Versuch.

Es sind beeindruckende Bilder, die Josef Adametz und Peter Schuster von ihrer langen Reise quer durch Europa und die Weiten Asiens mitgebracht haben. Ihr Ziel haben sie nicht erreicht. Ein Sturz, bei dem sich Adametz einen Haarriss im Bein zugezogen hatte, und ein Einreiseverbot wegen Unruhen in China hatten die Reise im vergangenen Jahr jäh unterbrochen. Das letzte Teilstück durch China und Nepal bis zum Basiscamp des Mount Everest blieb vorerst ein Traum.

Dabei war schon der Teil des Abenteuers, den sie bereits bewältigt hatten, mehr als eine Reise wert. Tausende von Fotos haben Adametz und Schuster mitgebracht. Sie zeigen beeindruckende Sehenswürdigkeiten vergangener Hochkulturen und ärmliche Siedlungen, trockene Wüsten und malerische Berglandschaften – und vor allem viele lächelnde und gut gelaunte Menschen. „Das war sehr beeindruckend. Wir haben wahnsinnig viele unglaublich hilfsbereite und gastfreundliche Menschen getroffen“, erzählen Adametz und Schuster. Sein Bild von den Russen etwa habe sich komplett verändert, sagt er.

Als in Wolgograd ein Bügel von Schusters Ersatzbrille abgebrochen war und sie zur Reparatur quer durch die ganze Stadt mussten – ohne ein Wort der ohnehin kaum vorhandenen Wegweiser zu verstehen – begleiteten drei junge russische Studenten sie auf dem Weg quer durch die ganze Stadt – ausgerechnet durch das ehemalige Stalingrad, wo in einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs die ganze Stadt zerstört worden war und mehr als 700 000 Menschen ums Leben gekommen waren. „Das war gerade als Deutscher schon ein komisches Gefühl, die Zeugnisse zu sehen“, sagt Schuster, wenn er sich an den Besuch im Museum zur Schlacht erinnert – nur einer von vielen Höhepunkten der Reise über tausende Kilometer durch zehn Länder und die unterschiedlichsten Kulturkreise.

Nach dem Start am 29. April 2012 bis an den Fuß der Hohen Tatra in der Slowakei folgten zwei Tage in den einsamen rumänischen Karpaten – einem „etwas anderen Europa“, wie Adametz und Schuster erzählen. Pferdewagen auf den Straßen sind dort noch ein gängiges Transportmittel. Anschließend führte die Reise in die Ukraine, ins berühmte Odessa und auf die Krim, nach Sewastopol – wo Josef Adametz eine Begegnung mit seiner Familiengeschichte hatte: Durch Zufall entdeckten er und Schuster beim Blick auf Tafeln mit den Namen der Gefallenen in einem Soldatenfriedhof das Grab seines Onkels Ernst, von dem er wusste, dass er irgendwo auf der Krim bestattet sein sollte.

Die letzten 150 Kilometer vor der usbekischen Grenze durch die kasachische Hungersteppe entpuppten sich dann als Horrortrip bei 40 Grad ohne Schatten auf einer zum Teil knietief von Sand bedeckten Straße. Da blieben auch Stürze nicht aus – die Gott sei Dank glimpflich verliefen. Dann der Höhepunkt der Reise: die Seidenstraße und ihre magischen Städte Xiva, Buchara und Samarkand, drei Perlen, die Adametz und Schuster mit ihrer reichen Geschichte und magischen Schönheit sofort in ihren Bann zogen. Schließlich der Pamir-Highway: das zweithöchste Gebirge der Welt, ein 20 Kilometer langer Horror-Tunnel, mit unzähligen Schlag- und Wasserlöchern, der jede Sekunde volle Konzentration erfordert, und die Route am Panj entlang, dem Grenzfluss zu Afghanistan, wo Grenzpolizisten sie verscheuchen. Und dann „einer der schönsten Orte der Welt“, sagt Peter Schuster: der Karakul-See in Tadschikistan.

Schließlich der Sturz: Auf schwierigem Untergrund kommt Josef Adametz zu Fall und zieht sich einen Haarriss im Mittelfuß zu. Er beißt auf die Zähne. Aber als dann kurz vor der Grenze auch noch eine Mail der chinesischen Agentur ankommt, dass es Probleme mit der Einreise gibt, brechen die beiden Motorradabenteurer die Reise ab. Sie stellen ihre Bikes bei einem befreundeten Schweizer in Osh in Kirgisistan ab.

Dort stehen sie bis heute – aber nicht mehr lange. Denn während Josef Adametz absagen musste, macht sich Peter Schuster am 2. Oktober mit seinem Jugendfreund Josef Meyer, der inzwischen in Augsburg lebt, erneut auf den Weg, um die Reise zu beenden. „Die Nervosität steigt langsam“, sagt Schuster. „Vor allem aber die Freude, dass es endlich wieder losgeht.“

Vor den beiden liegt erneut eine lange Reise mit rund 6000 Kilometern, ein Großteil davon im Hochgebirge – zum höchsten Berg der Erde: Denn das Ziel ist kein geringeres als das Basiscamp des Mount Everest, das große Ziel der Reise. Von Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, aus geht es schließlich am 4. November zurück in die Heimat – dann hoffentlich mit vielen weiteren Fotos und vor allem unvergesslichen Erinnerungen.

Von Stephan Zengerle

 

Frühere Berichte im EK:

20.04.13

Mit dem Motorrad aufs Dach der Welt

 Eichstätt (EK) Der Weg ist das Ziel, sagt man oft, wenn es nicht so sehr darauf ankommt, dass man sein Ziel erreicht, sondern vielmehr auf das Wie. Das gilt selten so sehr wie für jene Reise, die die beiden Motorradfans Josef Adametz und Peter Schuster in wenigen Tagen antreten werden. Sie wird sie im Sattel ihrer „Bikes“ von Eichstätt über rund 15 500 Kilometer quer durch den eurasischen Kontinent bis auf das „Dach der Welt“ führen.

 Die Welt scheint heute so geordnet, Urlaubsreisen in ferne Länder sind längst keine Seltenheit mehr und auch entlegene Winkel unseres Planeten touristisch erschlossen. Wo also gibt es noch Abenteuer? Im Sattel eines Motorrads in den endlosen Weiten des eurasischen Kontinents! Das dachten sich Josef Adametz aus Eichstätt und Peter Schuster aus Schernfeld. Am 29. April werden sie frühmorgens mit ihren Motorrädern in Eichstätt aufbrechen, um die Freiheit im Sattel zu genießen und auf dem Weg bis ins tibetische Hochland ein großes und vor allem langes Stück dieser Welt zu sehen.

 Durch 14 Länder

Seit anderthalb Jahren haben sie sich auf diesen Urlaub der besonderen Art vorbereitet – schließlich wollen auch Abenteuer gut geplant sein. Auch sie beginnen meist mit einem bürokratischen Vorspiel: Visa und Genehmigungen mussten beantragt, Routen gut überlegt und geplant werden – besonders, wenn das Ziel Nepal heißt und der Weg dahin durch den halben eurasischen Kontinent und 14 verschiedene Länder und Kulturkreise geht. Ursprünglich sollte die Tour im Oman beginnen und durch den Iran führen. „Das Land wurde uns sehr empfohlen. Dort gibt es sehr schöne Landschaften und sehr freundliche und hilfsbereite Menschen“, sagt Peter Schuster, den sie in Eichstätt „Brummi“ nennen. Aber als es nicht nur mit den Visa Probleme gab, sondern auch noch Israel mit Militärschlägen zu drohen begann, gingen Schuster und Adametz auf „Nummer sicher“ und planten wieder einmal um. So entschieden sich die beiden für eine Route, die nun durch die Ukraine, Russland und Kasachstan nördlich am Schwarzen sowie am Kaspischen Meer vorbeiführt.

Besonders Technik und Ausrüstung muss gut in Schuss sein, wenn man über Tausende von Kilometern oft auf teils schlechten Straßen unterwegs und auf sich allein gestellt ist. Daher haben Peter Schuster seine Honda Africa Twin, die ihn schon auf vielen Wegen durch die Alpen und anderswo begleitet hat, und „Peppi“ Adametz seine BMW GS 650 natürlich noch einmal durchchecken lassen – „selbst reparieren aber wird schwierig“, geben sie grinsend zu. „Peppi“ und „Brummi“ hatten gemeinsam eine Fußballmannschaft der JFG Eichstätt trainiert und sich dabei angefreundet. Als „Brummi“ ihm von seinem Traum einer Tour nach Island erzählte, war „Peppi“ sofort begeistert, machte im Frühjahr 2009 den Führerschein, kaufte sich sein Motorrad und war schon wenig später mit „Brummi“ unterwegs auf den 7000 Kilometern von den Färöer Inseln und quer durch Island.

 Vortrag über Island

Die Bilder dieser Reise zeigen sie nun bei einem Vortrag am 27. April um 19 Uhr im Gutmann-Saal (Eintritt frei) – „zur Einstimmung auf das neue Abenteuer“, wie sie sagen. Das aber wird wohl noch einmal eine ganze Ecke spektakulärer. Denn die Route ist nicht nur mehr als doppelt so lang, sondern führt sie auch über rund 15 500 Kilometer entlang der Seidenstraße und des Pamir-Highways ins Reich der Mitte und hinauf aufs Dach der Welt, nach Tibet und schließlich Kathmandu, die Hauptstadt Nepals. Die Tagesetappen sind genau geplant, aber schon ein technischer Defekt oder ein anderes Problem könnten den Zeitplan schnell über den Haufen werfen.

 Auf über 4000 Meter

„Wir wissen zum Beispiel nicht, wie unsere Motorräder reagieren, wenn es auf über 4000 Meter hinaufgeht“, sagt Schuster. Vor allem wollen sie sich möglichst viel Zeit nehmen, um Länder und Leute und ihre Kulturen kennenzulernen. Auf der Krim, in den alten Städten Samarkand und Buchara in Usbekistan oder in Tibet haben sie daher jeweils Ruhetage und einen Aufenthalt geplant, um Sehenswürdigkeiten wie den Potala-Palast in Tibets Hauptstadt Lhasa zu besichtigen. Dann wird auch mal im Hotel geschlafen und nicht nur im Zelt. Egal, was auf der langen Strecke an Unvorhergesehenem passiert – einen Termin müssen Schuster und Adametz auf jeden Fall einhalten: Am 10. Juni um 10 Uhr wartet der Führer an der chinesischen Grenze, der im Reich der Mitte auf sie aufpassen wird. Denn dort darf man nicht einfach so ohne Begleitung mit privaten Fahrzeugen unterwegs sein. Mit ihm geht es hinauf aufs Dach der Welt, nach Tibet.

 Wer die Reise miterleben will, der kann das Etappe für Etappe tun: Adametz und Schuster haben eine eigene Homepage (www.nurkurznachkathmandu.de) eingerichtet, auf der sie regelmäßig über die aktuellen Ereignisse irgendwo zwischen Eichstätt und Kathmandu berichten werden. Von dort geht es dann am 13. Juli zurück in die Heimat – dann allerdings mit dem Flugzeug.

 

 

Categories: Presse

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