Teilnehmer: Georg Baumeister und Peter Schuster
Datum: 14.10. – 26.10.2007
Km: 7100
2 Jahre nach unserer Sizilienfahrt waren wir wieder spät im Oktober unterwegs, diesmal hieß das Ziel Andalusien.
Dies bedeutete allerdings eine Anreise auf der Autobahn von 2400 km, da war strapazierfähiges Sitzfleisch gefordert.
Wir kamen gut voran und waren gerade dabei, Frankreich in Richtung Spanien zu verlassen, als wir uns entschieden, das langweilige Autobahnschruppen für eine äußerst willkommene Abwechslung zu unterbrechen. Bei herrlichstem Wetter bogen wir nach rechts in die Pyrenäen ab. In einer wunderschönen Herbstlandschaft genoßen wir eine unbeschreibliche Fahrt durch das spanisch/französische Grenzgebirge, kein Verkehr mehr – ein einziger Traum in gelb und braun. Und wie schon bei meinem ersten Besuch 1999 standen sie wieder alle auf unserem Programm, die ganzen Tour-Klassiker: Andorra, Col di Portillon, Col de Peyresourd, Col d’Aspin, Col du Tourmalet, Col de Soulor, Col d’Aubisque und über den Col du Pourtalet ließen wir dann Frankreich endgültig hinter uns.
Es folgten 1000 weitere Autobahnkilometern quer durch das spanische Landesinnere über Madrid. Am Abend gegen 20 Uhr kamen wir in Torre de Mar in der Nähe von Malaga am Meer an. Hier schlugen wir für die nächsten Tage unser Lager am Zeltplatz auf.
Die erste Tagestour führte uns nach Granada. Wir hatten genug Zeit für eine ausgiebige Besichtigung der Alhambra, dem meistbesuchte Kulturgut Spaniens.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag in Richtung Westen nach Gibraltar. Doch die dunklen Wolken am Horizont verhießen nichts Gutes. Kurz entschlossen änderten wir den Plan und bogen in die Berge ab. Dies sollte die richtige Wahl gewesen sein, denn die „Weißen Dörfer Andalusiens“, von denen wir mehrere durchstreiften, blieben an diesem Tag vom Regen verschont.
Danach wollten wir hoch hinaus, die Sierra Nevada stand auf dem Routenplan des nächsten Tages. Der Africa Twin eilt der Ruf voraus, absolut pannenfrei zu sein. Leider erhielt diese Eigenschaft der Queen hier in Andalusien bereits ihren zweiten Kratzer. Im Jahr zuvor war sie mir bei einer kleineren Tour auf der Autobahn in der Nähe von Pfaffenhofen mit defekter Benzinpumpe liegen geblieben (ist beim Baujahr 98 ein bekannter Materialfehler, der jeden früher oder später erwischt, ich konnte also damit rechnen). Was aber hier passierte, damit konnte ich nicht rechnen! Wir befanden uns bei strahlendem Sonnenschein in der Auffahrt zur über 3000 m hohen Sierra, als mich die Twin nach einer kleinen Rast ganz gewaltig ärgerte: wir wollten weiterfahren, doch die Honda lief nur noch auf einem „Haxen“ (Zylinder). Trotz intensiver, stundenlanger Suche fanden wir den Fehler nicht. Es war Samstag, inzwischen fast Mittag, und die Werkstätten hatten bereits geschlossen. Also zurück auf einem Zylinder zum Zeltplatz und die Pannenhilfe verständigt, die das Bike am Montag in eine Werkstatt nach Malaga brachte. Wie sich hier heraus stellte, fehlte nur eine Kleinigkeit: die Verbindungsschraube vom Vergaser zum Luftfilter war locker geworden und der Vergaser saugte zuviel Luft an. Mehr noch als der Ausfall von zwei ganzen Fahrtagen hier in Andalusien ärgerte mich jedoch, dass wir diesen lapidaren Fehler nicht selbst gefunden hatten. Wahrlich dumm gelaufen!
Notgedrungen verbrachte ich so den Sonntag als Sozius bei Schorsch hinten auf dem Beifahrersitz seiner BMW. Diesmal kamen wir wirklich trocken bis Gibraltar und fuhren sogar noch ein ganzes Stück weiter Richtung Westen, bis zum südlichsten Punkt des europäischen Festlandes, dem Surf-Eldorado Tarifa. Von hier aus hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die Straße von Gibraltar und hinüber nach Marokko.
Am letzten Tag unseres Aufenthalts verschlug es uns in die andere Richtung, nach Osten bis zum Cabo del Gata. Bei Tabernas durchquerten wir die einzige Wüste Europas und kehrten am Alpujarra, dem Südhang der Sierra nach Torre del Mar zurück. Bei bestem Wetter erlebten wir ein Traummotorradtag in einer ungewohnten, wilden Landschaft, der mich wenigstens ein bisschen für den Ausfall von zwei ganzen Tagen im Sattel entschädigte.
Die Rückreise schafften wir ohne Probleme an drei Tagen.
Fazit: Rote Karte! Nicht noch einmal, Queen, sonst werde ich böse (bis heute hat sie sich daran gehalten).
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