Teilnehmer: Peter Schuster

Datum: 17. – 28.8.1995

Km: 4800

Zwei Arbeitskollegen hatten meine Neugierde geweckt. Beide schwärmten in höchsten Tönen von den französischen Alpen: „Traumhaft! Ein wahres Off-Raod-Eldorado!“

Eigentlich kannte ich mich sogar schon ein wenig aus. Dafür hatten die zahlreichen Fernsehübertragungen der Tour de France gesorgt, die ich mir auch wegen der wunderschönen Landschaftsaufnahmen immer wieder gerne angesehen habe. Deshalb waren mir die Namen solcher Tour-Riesen wie Galibier, Izoard und Iseran nicht vollkommen neu und sie standen schon lange auf meinem Wunschliste ganz oben.

Und immer wieder tauchte, fast ehrfurchtsvoll, ein Name in ihren Erzählungen auf:Mont Chaberton, der Berg der Berge. Ich war sofort hellhörig und als ich dann das erste Foto von dem 3136 m hohen Ungetüm sah, war es praktisch um mich geschehen. Der Chaberton war lange Zeit der höchste anfahrbare Punkt in den Alpen. Oben auf seinem Gipfelplateau wurde im ersten Weltkrieg ein Fort errichtet, dessen Kanonentürme das Susa-Tal in Richtung Osten bewachten. Wenn man nun von unten zum Chaberton rauf sieht, dann kann man wirklich glauben, dass dem Berg eine Krone aufgesetzt wurde. Ein wahrhaft majestätischer Anblick. Zudem galt die alte Militärstraße hinauf zum Gipfel schon immer als der höchste Schwierigkeitsgrad in den Alpen und war eigentlich den leichten Geländemaschinen vorbehalten. Es war klar, dass ich einen Versuch wagen würde. Ich scheiterte aber an zwei Felsklötzen, die mir in einem Geröllfeld den Weg versperrten und bei einem zweiten Versuch, einige Jahre später, war ich zu spät dran, der Chaberton war bereits gesperrt. Letztlich habe ich den Chaberton 2010 dann doch bezwungen, wenn auch nur zu Fuß (Schaut euch unbedingt die Bilder unter 2010 Frankreich an).

Der Mont Chaberton - der Berg der Berge

Der Mont Chaberton – der Berg der Berge

Die damalige Reise führte mich von einem Highlight zum anderen und Col de la Bonette (die höchste Straße Europas), die Ligurische Grenzkammstraße, die Maira Stura Kammstraße, Varaita Maira Kammstaße, Mont Jafferau, Assietta, Sommeiller waren nur einige davon.

Und wie schon am Brennergrenzkamm hatte ich auch bei dieser Reise eine etwas heikle Situation zu überstehen. Der Sommeiller ist einer der höchst anfahrbaren Punkte in den Alpen. Es führt eine Stichstraße hinauf, man muss also den gleichen Weg wieder zurück. Ich begann die Auffahrt erst abends gegen 17 Uhr und war soeben am Chaberton an den Felsbrocken gescheitert. Dies stank mir natürlich gewaltig und vielleicht wurde ich deshalb etwas leichtsinnig. Je höher ich kam, umso mehr Schnee war noch auf der Straße. Eigentlich hätte ich umdrehen sollen, aber …. Kurz unterhalb des Gipfel passierte es: in einem Gemisch aus Matsch und Schnee rutschte mir die Gummikuh gegen den Hang weg, kippte nach unten und lag plötzlich drei Meter tiefer in einem Schneefeld. Nach 18 Uhr in über 3000 m Höhe und wieder völlig alleine. Allein hätte ich das Bike nie im Leben zurück auf die Straße bekommen und so freundete mich langsam mit dem Gedanken an eine sehr kühle Nacht an. Doch plötzlich hörte ich von unten Motorenlärm, der sich langsam näherte. In der späten Abendsonne kamen Gott sei Dank noch zwei unentwegte Schweizer mit ihren Krädern herauf. Zu dritten schafften wir es gerade, die Tenere wieder zurück auf den Weg zu schieben. Ich hatte riesiges Glück im Unglück.

Die Reise hielt alles, was sie versprochen hatte und von da ab kehrte ich immer wieder in diese grandiose Gegend zurück.

(Die Bilder wurden von Dias eingescannt – bitte die Qualität entschuldigen)


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