Die Übernahme der Bikes in Miami klappte problemlos. Wir blieben noch einen Tag und unternahmen einem Abstecher nach Key West.
Gleich am ersten Tag auf den Maschinen kamen wir in einen schweren Wolkenbruch, wir wurden nass bis auf die Haut. Deshalb suchten wir uns auch abends ein Hotel. Dies blieb aber die Ausnahme. Wenn es irgend ging, nächtigten wir in unseren Zelten. Die freie Natur war uns tausendmal lieber als der Desinfektionsgestank in den überhitzten Räumen. Schon am zweiten Tag erreichten wir Mobile in Alabama, wir waren in den tiefste Südstaaten. Bilder wie im Film: verträumte Herrenhäuser umgeben von Baumwollfeldern und eine Übernachtung auf einem Zeltplatz unter riesigen Südstaateneichen.
Die Interstate 10 wurde unsere Straße. Kurs immer Richtung Westen, genau so wie früher die Siedler, nur mit dem kleinen Unterschied, wir kamen flotter voran. Wir verließen die Interstate nur einmal. Vom Mississippi wollten wir schon etwas mehr sehen, als nur einen kurzen Blick beim Überfahren einer Brücke. Wir fuhren ein Stück am Fluss entlang in nördlicher Richtung und überquerten ihn ganz gemütlich auf einer kleinen Fähre. Am 8. Tag der Reise erreichten wir Texas, durchquerten Houston direkt durch die Downtown mit ihren riesigen Wolkenkratzern und legten erst im gemütlichen San Antonio wieder einen Ruhetag ein. Danach verließen wir die I10, um der mexikanischen Grenze auf kleinen Straßen entlang dem Rio Grande zu folgen. Wir besuchten den Big Bend Nationalpark, der im Hochsommer wegen der unerträglichen Hitze geschlossen ist und standen erstmals vor Kakteen, die größer waren als wir. Weiter ging es durch traumhafte Westernlandschaften – ehemaliges Indianerland – Prärie. Immer wieder streiften die Gedanken in die Vergangenheit. Was war hier wohl vor 120, 130 Jahren los. Bestimmt konnte man damals nicht so entspannt wie wir reisen, da waren wir uns sicher.
Wir wollten gerade den Guadalupe-Park betreten, als uns ein heftiger Sandsturm überraschte. Es blieb uns nichts anderes übrig, als schon nachmittags ein Motel aufzusuchen, um uns in Sicherheit zu bringen.
Bevor wir den Pazifik erreichten, bogen wir nach Norden ab. Wir besuchten Conny Werner, einen alten Spezi aus Eichstätt, der inzwischen in Albuquerque in New Mexiko verheiratet ist und hier seit längerem lebt. Auf dem Weg nach Albuquerque besichtigten wir das fantastische White Sands National Monument mit seinen unbeschreiblichen, schneeweißen Gipsdünen.
Wir blieben drei Tage in Albuquerque. Conny war die Hilfsbereitschaft in Person und half uns, wo es nur ging. Er telefonierte fast den ganzen Tag und fand schließlich heraus, dass es mit dem Rücktransport der Kräder von Anchorage aus wohl nicht klappen würde. An einem der drei Tage besuchten wir die Hauptstadt von New Mexiko, Santa Fe. Dort sahen wir zum ersten Mal Indianer. Sie saßen im Stadtzentrum und verkauften Indianerschmuck.
Unser weiterer Weg führte uns wieder in den Süden. Wir besuchten Tucson mit der Westernfilmstadt Old Tucson, das Arizona Sonora Desert Museum, das Saguaro Nat. Monument (ein sagenhafter Kakteenpark), die Westernlegende Tombstone und nächtigten im Organ Pipe Cactus Nat. Monument. Dort beschlossen wir, nach dem Aufbau der Zelte noch den Puerto Blanco Drive zu fahren, einen 85 km langer Rundweg auf Schotter. Ein Geistesblitz, denn es wurde eine unvergessliche Fahrt durch eine sagenhafte Kakteenberglandschaft und alles im warmen Licht einer langsam untergehenden Abendsonne.
Am Abend des 22. Tages der Reise erreichten wir San Diego am Pazifik. Auch hier blieben wir drei Tage. Conny Werner hatte inzwischen den Rücktransport der Kräder mit dem Schiff von LA aus nach Deutschland organisiert und deshalb besorgten wir uns gleich die Flugtickets LA-Anchorage. Unser Plan für die Weiterreise sah nun folgendermaßen aus: über Las Vergas und die Nationalparks des Westens hoch bis zum Yellowstone. Dann noch weiter nach Norden, bis nach Kanada, einen Bogen durch die kanadischen Rocky Mountains und auf der Route No 1 direkt am Pazifik entlang zurück nach LA.
(Die Bilder wurden von Dias eingescannt – bitte die Qualität entschuldigen)
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